Wie wird Latein am Goethe-Gymnasium angeboten?
Latein kann als zweite Fremdsprache ab Klasse 6 ausgewählt werden. Es wird in 4 (Klassen 6 bis 8) bzw. 3 Wochenstunden (ab Klasse 9) unterrichtet. Wer die Klasse 10 mit einer Note nicht schlechter als 4 abschließt, hat – zusammen mit dem Abiturzeugnis – das Latinum, das die Voraussetzung für sehr viele Studiengänge ist. Darüber hinaus kann ab Klasse 11 ein Grund- oder Leistungskurs in Latein belegt werden.
Latein gilt als schwere Sprache. Warum ist das so?
Im Gegensatz zu anderen Sprachen ist es nicht das Ziel, sich auf Lateinisch zu unterhalten. Vielmehr sollen Autoren wie etwa Cicero oder Ovid, die über 2000 Jahre der Überlieferung für wert befunden wurden, im Original gelesen werden. Im Lateinunterricht werden die Schüler u. a. auch mit Mythologie, Geschichtsschreibung, Rhetorik, Philosophie und anderen für unsere Kultur grundlegenden Gegenständen konfrontiert. Und das ist nicht ganz so trivial wie eine Unterhaltung über das Wetter (obwohl das auch möglich wäre).
Im Übrigen decken sich im Lateinischen Schreibung und Aussprache, es müssen nur etwa 1250 Vokabeln gelernt werden, und die Grammatik ist wesentlich übersichtlicher als in modernen Sprachen.
Was spricht für das Erlernen der „toten“ Sprache Latein?
Latein eröffnet als Mutter der romanischen Sprachen (z. B. Italienisch, Französisch, Spanisch) einen einfachen Zugang zu diesen. Doch während diese im Bedarfsfall schnell im Ausland / Urlaub erlernt werden können, wird Latein außerhalb des Gymnasiums kaum vermittelt. Auch mehr als 50 % der englischen Vokabeln gehen aufs Lateinische zurück.
Latein macht uns unsere tägliche Umgebung verständlich: Lateinschüler wissen, warum „Dezember“ eigentlich eine falsche Bezeichnung ist, warum „Minute“ und „Sekunde“ so heißen, können den Unterschied zwischen „Konfirmand“ und „Konfirmierter“ erklären etc. p. p. (et cetera, perge, perge).
Dass Latein „tot“ sei, behaupten nur seine Feinde. In Wirklichkeit lebt es in unserer Sprache weiter – etwa in Form vieler Fremd- und Lehnwörter, die als Fremdkörper gar nicht mehr auffallen. Oder in Fachsprachen, etwa dem Börsenvokabular (Aktie, Dividende), bei Apothekern (z. B. in fol. = in foliis, in Blättern) oder im Juristenlatein (bona fide, in flagranti). Auch die Werbung hat sich der Sprache bemächtigt (NIVEA = die schneeweiße, SINALCO = sine alcohole, ohne Alkohol).
Man kann in Latein auch eine Problemlösungstechnik sehen; denn wer gelernt hat, einen mehrere Zeilen langen Satz von Cicero zu analysieren, sollte auch anderen Herausforderungen des Lebens gewachsen sein.